Leptospirosen

Leptospirosen
Leptospirosen
 
[zu lateinisch spira, griechisch speĩra »gewundene Linie«], Singular Leptospirose die, -, weltweit verbreitete Gruppe von Infektionskrankheiten, die durch parasitäre Serotypen der Gattung Leptospira (zu den Spirochäten gehörende gramnegative Bakterien) hervorgerufen werden. Die Leptospirosen werden als Zoonosen von warmblütigen Tieren (v. a. Nager, Haustiere) durch Ausscheidung der Erreger im Harn auf den Menschen übertragen, meist durch Kontakt mit kontaminiertem Wasser oder Schlamm, in dem die Leptospiren unter günstigen Bedingungen bis zu Wochen überleben können. Sie dringen über kleine Hautverletzungen und durch Schleimhäute in den Körper ein. Die Leptospirosen gehören in Deutschland zu den meldepflichtigen Infektionskrankheiten und werden gegebenenfalls als Berufskrankheit anerkannt.
 
Als typische Symptome treten in der Regel nach einer Inkubationszeit von durchschnittlich 10 Tagen akutes Fieber und grippeartige Beschwerden (Fieber, Kopf-, Glieder-, v. a. Wadenschmerzen) auf, auch verbunden mit einer Bindehautentzündung. In schweren Fällen kommt es nach dieser Phase (4-7 Tage) im Anschluss an ein symptomfreies Intervall zu einer zweiten Krankheitsphase mit erneutem Fieberanstieg. Betroffen sind v. a. Gehirnhaut (aseptische Meningitis), Leber (mit Gelbsucht) und Nieren, auch Herz, bei schwerem Verlauf mit der Folge einer tödlichen Organinsuffizienz. Die Diagnose wird durch Nachweis der Erreger (Serum, Liquor) oder von Antikörpern gestellt. Eine Behandlung mit Antibiotika ist nur bei frühzeitiger Gabe hoher Dosen erfolgreich, beschränkt sich sonst auf symptomatische, gegebenenfalls intensivmedizinische Maßnahmen.
 
Gefährlichste Form der Leptospirosen ist die Weil-Krankheit; einen leichteren Verlauf weisen das Bataviafieber, das durch Mäuse übertragene Ernte- oder Feldfieber (Leptospira grippotyphosa, sejroe, australis u. a.), die von Schweinen ausgehende Schweinehüterkrankheit (Leptospira pomona) und das von Füchsen und Hunden übertragene Canicolafieber (Kanikolafieber, Leptospira canicola) auf. Letzteres wurde als epidemische Hundekrankheit erstmals in Stuttgart (Stuttgarter Hundeseuche) beobachtet. Sie kann beim Hund bei akutem Verlauf mit Erbrechen kurzfristig zum Tod führen; daneben treten leichtere chronische Formen auf.

Universal-Lexikon. 2012.

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